Grissini – Brotstäbchen, die die Welt erobert haben

Wer kulinarische Reisen liebt, der interessiert sich meistens auch für ihren Ursprung, denn das ermöglich auch einen Einblick in die Vergangenheit. Manchmal sind es Geschichten, die auf bewiesenen Tatsachen gründen, andermal vielmehr auf Legenden. Das macht das Essen aber nicht weniger schmackhaft und die Erzählung nicht minder spannend.

Und Legenden umwoben sind die „Grissini“, diese langen, getrockneten Brotstäbchen, die in der norditalienischen Region Piemont auf jedem gedeckten Tisch zu sehen sind. Manche sind gestreckt, andere wiederum gedreht, schmecken tun sie alle ausgezeichnet, und fängt man einmal an daran zu knabbern, ist das Aufhören gar nicht so einfach.

Wann sie erfunden wurden ist nicht mehr genau auszumachen, es müsste aber um das 17. Jahrhundert gewesen sein, will man folgender Geschichte, wobei Legende wahrscheinlich wahrheitsgemäßer wäre, glauben. Es heißt nämlich, ihre Erfindung sei dem Königshaus Savoyen zu verdanken. Der kleine, von Geburt auf schon sehr kränkelnde Vittorio Amedeo II. litt unter anderem unter sehr schmerzhaften Darmbeschwerden, was natürlich auch seinen Wachstumsprozess stark behinderte. Zu den Lebensmitteln, die ihm besonders zu schaffen machten, gehörte auch das weiche Brotinnere. Die Brotrinde schien ihm eher zu bekommen, weswegen sein Arzt dem Hofbäcker Antonio Brunero angeordnet haben soll, eine für den kleinen Vittorio Amedeo verdauliche aber auch schmackhafte Alternative herzustellen. Und so entstanden die Grissini.

Für den Teig verwendet man Hartweizenmehl, Wasser, Hefe, Olivenöl und Salz, bei manchen Rezepten kommt auch Malz hinzu. Nach dem Backen müssen sie dann noch luftgetrocknet werden, damit sie sich knusprig und lange halten. Mittlerweile wird der Großteil maschinell hergestellt. Doch besonders in Turin ist es eine Ehrensache die handgemachten aufzutischen.

Und handgemachte, gestreckte oder gedrehte Grissini sind eine Kunst für sich. Eine Kunst, für die manchmal auch vier Personen benötigt werden, jede mit einer bestimmten Aufgabe. Der „Stiror“ zieht den Teig, der „Tajor“ schneidet diesen in 3 Zentimeter breite, lange Streifen, der „Coureur“ legt diese auf lange, enge Holzpaletten und schiebt sie in den Ofen, während der letzte der Partie, der „Gavor“, die goldbraunen Grissini herausholt und in zwei bricht. Die Länge dieser Brotstäbchen soll zwischen 40 und 80 Zentimeter liegen.

Einer der von den Grissini nicht genug bekommen konnte war angeblich König Carlo Felice (1765-1831). Er habe sogar während den Theatervorstellungen daran geknabbert, heißt es. Auch Napoleon Bonaparte müssen sie es besonders angetan haben, denn um sie immer auf seiner gedeckten Tafel zu haben, ließ er sogar einen Kurierdienst Turin-Paris einrichten, der fast ausschließlich für die Lieferung der Grissini zuständig war.

Heute gibt es Grissini, vornehmlich die maschinell erzeugten, auch in den geschmacklichen Varianten, mit Rosmarin, Sesam und Mohn bestreut. Außerdem haben sie längst nicht nur ganz Italien erobert sondern sich auch weltweit verbreitet.

Wer aber die „originali“, also die wie einst handgemachten kosten möchte, der muss nach wie vor nach Turin, der ehemaligen Residenzstadt des Savoyen Königshauses und der einstige Sitz der italienischen Automobilfabrik FIAT (heute Fiat Chrysler mit Sitz in den Usa). Ein Besuch der mehr als empfehlenswert ist, denn die Stadt hat viele Sehenswürdigkeiten zu bieten: neben dem Residenzpalast, zum Beispiel auch die Mole Antonelliana, eines ihrer Wahrzeichen. Errichtet wurde dieses nach den Plänen des Architekten Alessandro Antonelli, und als sie dann 1889 feierlich eröffnet wurde, war sie mit einer Höhe von 167,50 Meter, nach dem Obelisk Denkmal für George Washington, das zweithöchste begehbare Gebäude der Welt.

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