Das Bier hinter Gittern

Vorweg, ein kurzer Italienischkurs , beziehungsweise Redewendungen. „Vale la Pena“ bedeutet es lohnt sich, wortwörtlich jedoch auch ‚die Strafe lohnt sich’; „Semi della Libertà“, ‚Samen der Freiheit; „Er Fine Pena“, ‚Ende der Haftstrafe’; „A Piede Libero“, ‚Auf freiem Fuß’; „Fa Er Bravo“, ‚Sei brav’.Man fragt sich jetzt natürlich, was sollen diese Begriffe, die mehr oder weniger alle irgendwie mit dem Gefängnis zutun haben, in einem Blog über italienische Spezialitäten und Genussreisen? Das ist schnell gesagt. Es geht hier um eine kleine Brauerei, in der seit 2014 Häftlinge aus der römischen Strafanstalt Rebibbia arbeiten, und zwar unter der Leitung einiger der besten italienischen Braumeister. Bei den Häftlingen handelt es sich um eine Gruppe, die untertags außerhalb der Strafanstalt arbeiten dürfen. Zu den Braumeistern die sich für dieses Projekt engagieren, zählen Valter Lowerier von der Brauerei Loverbeer, Ioan Bratuleanu des Labels Birradamare, Luigi „Schigi“ D’Amelio von Extraomnes, kurz die Crème de la Crème unter den italienischen Birrifici artigianali (nicht industriellen Brauereien).

Gestartet wurde das Projekt „Vale la Pena“ von der gemeinnützigen Organisation „Semi della Libertà“. Als Paolo Strano, Vorsitzender des Verbands, zusammen mit Silvia Guelfi, Claudio Rosati und Adriana Boccanera, mit der Idee herausrückten Häftlingen gerade über eine Brauerei wieder in den Alltag zu verhelfen, waren die Reaktionen mehr als skeptisch. Häftlingen beizubringen wie man Alkohol fabriziert, fanden nicht alle wirklich toll.

Strano ließ sich aber trotzdem nicht abhalten das Projekt dem Justizministerium und dem Bildungsministerium zu unterbreiten. Und siehe da, die Ministerien, angefangen bei dem für Bildung, erteilten ihre Bewilligung. Als „Produktionsstätte“ wurde die römische Fachschule für Landwirtschaft Sereni ausgewählt, hinzu kamen Fördermittel, jetzt hieß es nur noch, alle in die Startlöcher. Die Schule baute einige Räumlichkeiten zu einer Brauerei um und „lieh“ sie dem Verband „Semi della Libertà“ . Außerdem beschloss man auch einige Studenten an dem Projekt teilnehmen zu lassen. Ein Beschluss auf den am Anfang nicht alle Eltern positiv reagierten. Doch mit der Zeit änderte sich ihre Haltung, als sie sahen, dass das Projekt auf soliden Füßen stand und, dass sich der didaktische Teil auch mit Themen wie Legalität und verantwortungsvollem Alkoholkonsum beschäftigte. Außerdem stellt der direkte Kontakt zu Häftlingen für die Schüler eine lehrreiche Erfahrung dar, was es heißt im Gefängnis zu landen.

Mittlerweile haben 9 Häftlinge den Brauereikurs absolviert und zusammen mit den genannten Braumeistern gelernt Bier herzustellen. Heute finden sich unter dem Label „Vale la Pena“ insgesamt schon 11 Biersorten. Und da man sich seiner Vergangenheit stellt, hat man ihnen eben Namen wie „Semi della Libertà“, „Er Fine Pena“ und „A Piede Libero“ gegeben. Gezeichnet und hergestellt werden die Etiketten von autistischen Jugendlichen der NGO „L’emozioneNonHaVoce“ (Emotionen sind stimmlos).

Der Vertrieb ist noch nicht sehr groß, wer zu Besuch in Rom ist, findet das Label „Vale la Pena“ bei Eataly. Man kann es aber auch direkt in der Brauerei kaufen (http://www.valelapena.it, nur ist Via della Colonia Agricola 41, doch etwas weit weg vom Zentrum), oder online

 

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