Auf dem Teller eine Delikatesse in freier Wildbahn eine Plage

von Maren Recken

Die Italiener haben ein gespaltenes Verhältnis zum Wildschwein. Geht es um dessen möglichst schmackhafte Zubereitung wenden sie sich diesem Huftier mit schon fast liebevoller Hingabe zu. Da wird geschnippelt, gebrutzelt, gegart. Mit Kräutern, Gewürzen und Knoblauch verfeinert, mit Rotwein abgeschmeckt.
Das Cinghiale hat im italienischen Speiseplan seinen festen Platz. Und wer in die Toskana reist, kommt um ein Gericht mit Wildschwein, es denn er ist Vegetarier, eigentlich gar nicht herum. Für den Genießer kein Problem, im Gegenteil. Allein der Gedanke an leckere Wildschweinsalami oder Pasta mit Wildschweinragout lässt das Wasser im Munde zusammen laufen.

Ganz andere Gedanken kommen den toskanischen Bauern im Zusammenhang mit den Wildschweinen. Verwüstete Weinberge und zerstörte Felder lassen die Landwirte vor Wut schäumen. Die Wildschweine seien für 90% der Schäden in der Landwirtschaft verantwortlich, klagt die Coldiretti pisana, der pisanische Zweig der italienischen Vereinigung landwirtschaftlicher Betriebe und fordert die Erlaubnis ein, die Wildschwein auch außerhalb der Jagdsaison und vor allem auch innerhalb der Naturreservate bekämpfen zu dürfen. Denn genau dort würden die Wildschweine sich exorbitant vermehren.

Um 250.000 Tiere sollte der toskanische Wildschweinbestand bis zum Sommer nächsten Jahres reduziert werden, fordern die Landwirte dieser Region, die Flinte quasi im Anschlag. Ganz andere Methoden um der Wildschweinplage Herr zu werden, schlägt dagegen die Lega per l’Abolizione della Caccia vor, der Verband zur Abschaffung der Jagd. Der setzt auf neue Umgangsformen mit den Cinghiali und schlägt ein friedvolles Miteinander von Mensch und Wildschwein vor. Jagdgegner machen die Mitglieder dieses Verbands eben die Jagd für die starke Vermehrung der Wildschweine verantwortlich. Durch die Jagd würden die Wildschweine zwar dezimiert, gleichzeitig würde diese Dezimierung aber die Fruchtbarkeit der weiblichen Wildschweine erhöhen und somit letztlich zur Vermehrung der Wildschweine und der durch diese angerichteten Schäden beitragen, so ihre Theorie. Elektrozäune und eine Beweidung der Wildschweine im Wald, ihr Lösungsansatz.

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Wie auch immer das Wildschweinproblem angegangen wird, Fakt ist, in den vergangenen fünfzehn Jahren hat sich der Wildschweinbestand in Italien mehr als verdreifacht. Rund eine Million Wildschweine lebt mittlerweile dort. Ungefähr die Hälfte davon ist in den Wäldern und Naturreservaten der Toskana unterwegs. Neben den durch die Wildschweine angerichteten Flurschäden, kommt es auch immer wieder zu, auf Landstraßen beispielsweise manchmal leider auch tödlichen, Begegnungen zwischen Wildschwein und Mensch.

Dann doch lieber die ungefährliche Variante in Form von Salami und Ragù al Cinghiale.

Quellen: Il Tirreno   AbolizioneCaccia.it

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