Vom Gemüsebeet zum Weingarten

Der Wein von Michel Thoulouze ist außergewöhnlich. Was in diesem Fall weniger auf den Geschmack, als mehr auf den Anbauort zurückzuführen ist. Es ist der einzige Wein, der ausschließlich innerhalb der Grenzen der Serenissima – also auf dem Gebiet der Lagunenstadt Venedig – ausgebaut wird. Im ehemaligen Gemüsegarten Venedigs, auf der Insel Sant’Erasmo reifen die Trauben aus denen der Orto gekeltert wird. Ein Wein, dessen Namen sich auf die ursprüngliche Nutzung der Insel Sant’Erasmo bezieht: Orto wie Gemüsegarten. 400 limitierte Flaschen Magnum Orto di Venezia reifen, als besonderes Schmankerl, auf dem Grund der Lagune in einem Sandolo, wie die Boote mit dem flachen Rumpf, die in Venedig Tradition haben, genannt werden.

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Sant’Erasmo ist die zweitgrößte Insel in der Lagune von Venedig und hat gerade einmal 700 Einwohner. Ein ländlich geprägtes Inselreich zwischen Murano, Burano und Punta Sabbioni mit ganz besonderem Charme. Einem geheimen Garten gleich, vor Hochwasser geschützt, reich an Bäumen, Weinstöcken und Gemüsegärten. Bis ins 16. Jahrhundert galt Sant’Erasmo als der Gemüsegarten Venedigs und versorgte die Dogenstadt im Überfluss mit Nahrungsmitteln. Auf dieser ehemaligen Gemüseinsel hat Michel Thoulouze ein Stückchen Land gekauft. Durch den Landerwerb hat sich der gebürtige Südfranzose, der über 60 Fernsehsender gegründet und mitgegründet hat, eine neue, italienische Heimat geschaffen, abseits des chaotischen Trubels von Venedig.

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Bereits von Anfang an wurde Michel Thoulouze von den Bauern der Insel Sant’Erasmo dazu ermutigt, sein Weinprojekt zu realisieren und mit dem Weinanbau auf einem Stück Land zu starten, das von den Einheimischen ob seiner Bodenqualität hoch gelobt wird. Eine Bodenqualität, die offenbar bereits im 17. Jahrhundert geschätzt wurde, wie einige Karten aus dieser Zeit belegen. In den damaligen Karten wird das heutige Weinbaugebiet von Michel Thoulouze als der Weingarten des noblen Mannes – la Vigna del Nobil Uomo – geführt. Bevor der Südfranzose mit seinem Weinbau auf der ländlich geprägten Insel Sant’Erasmo starten konnte, waren erst einmal harte Arbeit und fachliches Wissen gefragt.

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11 Hektar befreite Michel Thoulouze von wuchernden Brombeersträuchern, um dort anschließend Weinstöcke zu setzten. Auf rund vier Hektar gedeihen heute Weinstöcke. Fachliche Unterstützung für sein Unterfangen holte sich der Weinbauneuling in Person von Alain Graillot und Claude Bourguignon. Erster ein hochgelobter Winzer aus dem Rhône-Tal, zweiter Agronom des legendären, im Burgund gelegenen, Weinguts Romanée-Conti. Drei Weißweinsorten, beschloss das Dreiergespann, sollten dort gedeihen, wo Jahrhunderte lang kein Wein mehr angebaut worden war: Vermentino, Malvasia Istriana und Fiano. Um den Boden für die Weinstöcke optimal vorzubereiten wurde auf eine dreijährige Fruchtfolge gesetzt: Hafer, Sorghum und Gerste. Dann erst kam der Wein zurück nach Sant’Erasmo.

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2008 brachte Michel Thoulouze seinen ersten, ausschließlich auf dem Gebiet der Serenissima angebauten Wein auf den Markt. Den Orto, ein frischer, mineralischer Weißwein, der gut zur Küche in der Lagune von Venedig passt. Und der getreu dem Motto „Klasse statt Masse“ in nur geringen Mengen angebaut wird.

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