Spaghetti Bolognese, so italienisch wie Königsberger Klopse

Spaghetti Bolognese, Pizza Hawaii mit Schinken und Ananas oder Thunfischpizza mit Käse oben drauf. Was viele Fans der vermeintlich original italienischen Küche im außeritalienischen Ausland mit Bella Italia gleichsetzen, gibt es in Italien so gar nicht. Wer in Italien auf der Speisekarte vergeblich nach besagten Spaghetti Bolognese, Pizza Hawaii oder der, ebenfalls bereits erwähnten Thunfischpizza mit Käse sucht, sollte den Koch besser nicht danach fragen. Außer er ist gewillt, dessen Zorn auf sich zu ziehen. Und den der Verfechter des original Made in Italy gleich noch dazu.

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Die Spaghetti Bolognese sind ebenso wenig eine original italienische Spezialität, wie die „Fettucine Alfredo“, die Oliver Meiler in einem Artikel in der Süddeutschen Zeitung als Beispiel für italienische Gerichte, die es so in Italien gar nicht gibt, anführt. Die „Fettucine Alfredo“ seien 1914 auf einer römischen Speisekarte aufgetaucht, schreibt er. Alfredo di Lelio, seines Zeichens Betreiber einer Osteria, hätte ein deftiges Nudelgericht mit Butter und Parmesan auf die Speisekarte genommen, das er zuvor erfunden hatte, um seine Frau zu stärken, die nach der Geburt des ersten Sohnes etwas schwächelte. Zwei Hollywoodstars auf Hochzeitsreise hätte die „Fettucine Alfredo“ in Rom gegessen und, zurück in Amerika, so begeistert davon geschwärmt, dass das Gericht dort seitdem auf zahlreichen Speisekarten als typisch italienisches Gericht zu finden sei. Gleich unter „Spaghetti with Meatballs“. Aber fragen Sie mal einen Italiener, wo man gute „Fettucine Alfredo“ essen kann. Sie werden bestenfalls Kopfschütteln ernten.

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Ähnlich wird es Ihnen ergehen, wenn Sie in Bologna unterwegs sind und sich dort erkundigen, wo es die besten Spaghetti Bolognese gibt. Die Antwort wird lauten: nirgends! Die Hackfleischsauce, die in Deutschland fälschlicherweise hauptsächlich mit Spaghetti serviert wird, heißt korrekt „ragù alla bolognese“ und gegessen wird sie mit frischen Tagliatelle. Oder sie kommt in die Lasagne al forno. Das Originalrezept dazu ist sogar seit Oktober 1982 von der Accademia Italiana della Cucina bei der Handelskammer von Bologna hinterlegt. Neben gehacktem Rindfleisch, Pancetta, Karotte, Stangensellerie, Zwiebeln, geschälten Tomaten, trockenem Weißwein, etwas Vollmilch sowie Gemüsebrühe, Olivenöl oder Butter, Pfeffer und Salz braucht es zur Zubereitung des klassischen „ragù alla bolognese vor allem eines: Zeit. Denn der richtige Geschmack entfaltet sich erst durch mehrstündiges Köcheln.

Coldiretti, die größte und wichtigste italienische landwirtschaftliche Vereinigung, in der sich über 1,5 Millionen landwirtschaftliche Erzeuger zusammengeschlossen haben, hat sich unter anderem auch den Schutz des wahren Made in Italy auf die Fahnen geschrieben. Das gilt nicht nur für traditionelle, italienische Rezepte, sondern betrifft auch die Nahrungsmittel-Fälschungen, die im Ausland als original italienische Produkte über den Ladentisch gehen. Solche, teilweise geschmacklich unterirdischen, Nahrungsmittel-Fälschungen bedeuteten für die italienischen Erzeuger nicht nur eine wirtschaftlichen oder einen Image-Schaden, zitierte „La Repubblica“ in einem Artikel im August Coldiretti. Es bestünde auch die Gefahr, dass die Fälschungen die authentischen Produkte vom Markt verdrängen würden und damit letztendlich auch die traditionellen Produktionsmethoden.

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