Slow Food feiert seinen 30. Geburtstag mit vielen neuen Projekten

Es war der 9. Dezember 2019 als das Manifestvon Slow Food in Paris vorgestellt und die Bewegung zu einer weltweit vernetzten Community wurde. Die Überschrift lautete „Bewegung zur Wahrung des Rechts auf Genuss“. Damals ging es, wie man auch aus dem Manifest entnehmen kann, in erster Linie noch um Entschleunigung: „Wir sind alle von einem Virus befallen: ‚Fast Life!’ Unsere Lebensformen sind umgestürzt, unser häusliches Dasein betroffen“, steht im Dokument. Und weiter: „Fast Life hat im Namen von Produktivität und Rendite unser Leben verändert und bedroht unsere Umwelt. Slow Food ist die richtige Antwort darauf. In der Entwicklung des Geschmacks, und nicht in seiner Verarmung liegt die wahre Kultur“.

30 Jahre sind seid jenem Abend verstrichen, viel ist auf die Beine gebracht worden, andere Themen haben heute den Vorrang und neue Projekte stehen in den Startlöchern. All das feiert die Community jetzt mit unzähligen Veranstaltungen in der ganzen Welt.

Schon lange geht es der Slow Food Community nicht mehr nur um den Genuss. Jetzt haben nachhaltige Nutzung der Erde und faire Entlohnung der Landarbeiter den Vorrang.

Gründer der Slow Food Bewegung ist der heute 70-jährige Visionär Carlo Petrini, der sie in den 80er-Jahren ins Leben gerufen hat. Aus dem damaligen Protestsamen ist im Laufe der Jahre ein riesiger Baobab geworden, der seine Äste über alle Kontinente erstreckt, wobei ein jeder dieser Äste eine Frucht trägt, die für ein Projekt steht: Eines der ersten und wichtigsten war „Terra Madre“, ein Netz aus Landwirten die sich zusammengetan haben, um lokale Landwirtschaft und nachhaltige Produktionsmethoden zu fördern. Heute ist „Mutter Erde“ in über 150 Ländern präsent. Nicht minder wichtig ist die 2014 lancierte Initiative „10.000 Orti per il futuro dell’Africa“(10 Tausend Gemüsegärten für Afrikas Zukunft). Afrikas Grund und Boden gehöre nämlich den Afrikanern, lautet  die Ansage.

@Mauro La Martina

Zur Feier des Jubiläums haben Tausende Aktivisten, Mitglieder und Sympathisanten des Slow-Food-Netzwerks in diesem Monat, in den 160 Ländern in denen sich ein Slow Food Presidio, Standort, befindet, Veranstaltungen organisiert. Und jede davon setzt seinen eigenen Akzent.

Hier ein Paar Beispiele:

Im tunesischen Nabeul erwartet die Besucher ein Tag im Zeichen der kulinarischen Tradition des Landes. Es werden Gerichte nach alten Rezepten aufgetischt, die die jungen Leute oft noch nie gekostet haben..

Das Slow Food ConviviumButembo imKongo hingegen nutzt die Gelegenheit, sich an die Frauen zu richten und ihr Bewusstsein dafür zu schärfen, wie wichtig es ist, örtliche Lebensmittel wertzuschätzen und zu konsumieren, um gegen die Invasion importierter Lebensmittel anzukämpfen, die die örtlichen Märkte überschwemmen.

Die Gemeinschaft von Kapuas Hulu inIndonesien möchte wiederum das Zusammentreffen alter und neuer Generationen begünstigen und einige besonders bedeutungsvolle Lebensmittel in den Mittelpunkt des Festes stellen, wie das Öl der Tengkawang-Nüsse. Die gelbe Nuss hat eine butterähnliche Konsistenz und einen nussigen Geschmack. Sie wird oft zum Würzen von Reis, Gemüse oder Fleisch verwendet, oder zur Heilung von Tierbissen.

Die Feierlichkeiten sind gleichzeitig auch Teil der internationalen Kampagne 30 Jahre Slow Food Manifest – Unsere Ernährung, Unser Planet, Unsere Zukunft, weswegen auch Spenden fürneue Projekte gesammelt werden. Neben den 30 neuen Slow Food Presidi, sind auch 300 neue Gärten in Afrika, sowie 15 neue „Märkte der Erde“ geplant. Bei letzterem Vorhaben handelt es sich um ein lokales Netzwerk aus Konsumenten, Erzeugern und Slow Food-Mitgliedern. Weltweit gibt es bereits 69 solcher „Märkte der Erde“, auf denen das Gebot des „Fair Trade“ gilt.

Und das ist ein besonders wichtiges Thema: Denn bei jedem Lebensmittelprodukt, das man einen Schnäppchenpreis bezahlt, sollte man sich fragen, wer am Ende dafür wirklich bezahlt, beziehungsweise wer für seine Arbeit die darin steckt, nicht gerecht bezahlt wird.

Wo sich die Slow-Food Community in diesem Monat von Lettland über Tunesien bis hin nach Kolumbien trifft und feiert, welche Projekte schon stehen und welche neu im nächsten Jahr hinzukommen werden können Sie über diesen Link verfolgen: https://www.30ym.slowfood.com/en/.

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