Roero – Abwechslung links vom Tanaro

Langhe und Roero: Auf den ersten Blick ist es ganz einfach mit der piemontesischen Doppelregion. Alles rechts des Flusses Tanaro gehört zur Langhe, alles linksseitig des Flusses zum Roero. Doch spätestens wenn es darum geht, zu beschreiben was das Charakteristische des Roero ist, ist es aus mit einfach. Denn die Charakteristik und der Reiz des Roero liegen in seiner Vielfalt.

„Die Besonderheit des Roero liegt in der landschaftlichen Vielfalt dieser kleinen, geographisch begrenzten Region“, erklärt Roberta Gatti, Fremden-und Naturführerin. Gerade einmal etwas mehr als 20 Gemeinden gehören zum Roero. Und Landstriche, die unterschiedlicher nicht sein könnten, wie Roberta weiter erklärt. Vom Landschaftsbild her und was die dort angebauten Produkte betrifft. Da ist einmal der zum Flussufer hin ausgerichtete Teil der Roero. Geprägt durch zahlreiche Barockschlösser, die aus mittelalterlichen Burgen hervorgegangen sind. Der Roero war einst in zahlreiche, untereinander verfeindete, Lehnsgüter aufgeteilt. Die ehemaligen Festungsanlagen erinnern an diese kleinkriegerischen Zeiten. Der Name geht auf eine gleichnamige Familie zurück, die im heutigen Roero jahrhundertelang eines der Lehen beherrschte. Wo früher die Lehensherren ihre Besitztümer verteidigten, werden heute Wein, Obst und Gemüse angebaut.

Wild und romantisch präsentiert sich das „teatro delle rocche“- etwa mit Felsentheater zu übersetzen. Ein Landstrich im Inneren des Roero, der durch steil abfallende Felswände aus weicher, sandig-lehmiger Konsistenz geprägt ist. „Im Namen spiegelt sich der märchenhaft wilde Charakter dieser Felsenlandschaft wider“, ist Roberta überzeugt. „Vor sechs bis sieben Millionen Jahren war dort ein Urmeer“, erzählt sie während der Wanderung durch diese faszinierende Landschaft. Sedimentablagerungen aus besagtem Urmeer sorgen nicht nur für den sandigen Boden im „teatro delle rocche“, sondern auch für zahlreiche Versteinerungen und Muschelreste im Boden. Wo Wanderer oder ambitionierte Mountainbiker heute zwischen die Felswände hinuntersteigen, respektive radeln, floss in der letzten Eiszeit der Tanaro. Das war bevor er sich sein heutiges Flussbett gesucht hat, das den Roero von der Langhe trennt. Damals hat der Tanaro aufgrund von Erdverwerfungen, die mit einer Änderung des Landschaftsgefälles einhergingen, auch seine Fließrichtung umgekehrt und mündet heute bei Bassignana in den Po. Wie steil die Felswände, die der Tanaro ins Gelände gegraben hat, teilweise abfallen, verdeutlicht auch eine Legende. Nach der sollen die Bauern in Pocapaglia ihren Hühnern Beutel unter die Hinterteile gebunden haben, damit die frisch gelegten Eier nicht den Abhang hinunter kullern.

 

Der Roero ist auch Genießen in Reinkultur. Optisch was die Landschaft betrifft, mit dem Gaumen was die dort erzeugten Produkte angeht. Darunter die Pera Madernassa, eine aus der Martin Sec und einer wilden Birnenart hervorgegangene Birne, die nur im Roero vorkommt. Die Castagna della Madonna, ein frühtragende Kastanienart; oder der Roero Arneis DOCG und der Roero DOCG. Die beiden aus den autochthonen Trauben Arneis und Nebbiolo gekelterten Weine. Aushängeschilder der Weinregion Roero. Der rote Roero muss den Vergleich mit den berühmten Weingeschwistern Barolo oder Barbaresco aus der Nachbarregion Langhe nicht scheuen. Davon sind auch die Weinerzeuger des Roero überzeugt. Anfang April fanden im Castello von Guarene die dritten Roero Days statt. Eine Weinmesse, auf der die Erzeuger aus dem Roero ihre Weine präsentierten. Ausrichter ist das „Consorzio Tutela Roero“. Eine Vereinigung lokaler Weinerzeuger, die nicht nur ihren Wein aus dem Roero promoten möchten, sondern sie auch auf die Fahnen geschrieben haben, die wechselseitige Beeinflussung von Wein, Landschaft und Geschichte des Roero bekannt zu machen sowie den Schutz dieser Region links des Tanaro zu fördern.

„Vor drei Jahren sind wir mit relativ überschaubaren rund 40 Teilnehmern mit den Roero Days an den Start gegangen und mittlerweile bei stolzen 75 Teilnehmern angelangt, betonte Francesco Monchiero, Vorsitzender des „Consorzio Tutela Roero“ anlässlich der Roero Days 2018. Die fanden, nach Turin und Mailand, erstmals im Erzeugungsgebiet der präsentierten Weine statt. In einem jener prächtigen Schlösser, die einst zu Verteidigungszwecken erbaut worden waren: Dem Castello di Guarene. Heute ist in dem historischen Gemäuer ein Fünf-Sterne Relais und Chataux Hotel untergebracht. Gastfreundschaft statt Feinde vertreiben: Der ehemalige Fluchttunnel des Castello di Guarene dient nicht mehr der Flucht vor den Feinden, sondern bestenfalls der Flucht aus dem stressigen Alltag, führt er doch in einen in einen luxuriösen Spa-Bereich

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