Kann Kunst die Welt verändern? Diese Frage stellt sich gerade „Manifesta 12“, dieeuropäische Biennale für zeitgenössische Kunst, die bis 4. November in Siziliens Hauptstadt Palermo zu besichtigen ist.Das Motto der diesjährigen Wanderausstellung, an der 50 internationale Künstler teilnehmen, lautet “Der planetarische Garten – Das Nebeneinander hüten”. Anders gesagt, der Schwerpunkt liegt auf einer der dringendsten Fragen unserer Zeit: wie können wir zusammen leben und miteinander auskommen? Und welche Stadt würde sich dazu besser eigenen als Palermo, Hauptstadt der größten Insel im Mittelmeer, seit der Antike, allen Gezeiten, Völkerwanderungen und Eroberungen gewachsen. Wer durch ihre Straßen, Gärten schlendert, den Blick auf und in die barocken, manchmal auch sehr heruntergekommenen Paläste, Kirchen wirft, erkennt die arabisch-normannischen und spanischen Hinterlassenschaften. Das mag auch der Grund sein, weswegen die Sizilianer generell und anders als die Mittel- und Nordeuropäer, mit dem Migrationsproblem viel gelassener umgehen.
Für genau diese Art Weltwahrnehmung wurde die Wander-Biennale für zeitgenössische Kunst „Manifesta“ erfunden. Seit sie 1996 an den Start ging, war sie in Gent, Murcia, St. Petersburg, Zürich und generell in Städten die eher selten im Zentrum des Kunstbetriebs stehen. Dieses Jahr ist es also Palermo, was sich bestens trifft, denn die Stadt gehört auch zu den diesjährigen Kulturhauptstädten Europas.
Über „Manifesta 12“ selber gibt es mittlerweile viel zu lesen, viel wurde schon darüber berichtet. Hier noch die Website http://m12.manifesta.org. Als besonderer Tipp gilt der Botanische Garten, Orto Botanico, denn hier treffen die Kunstwerke des Menschen mit denen der Natur aufeinander.
Auch besonders sehenswert sind die Installationen und Videos im Palazzo Forcella De Seta. Dort werden u.a die Aufnahmen der Forensic Oceanography übertragen: sie dokumentieren, die Verletzungen der Menschenrechte gegenüber den Migranten im Mittelmeer.
Palazzo Forcella De Seta befindet sich in La Kalsa, einem Viertel in der Nähe des Stadttors Porta Felice und des Hafens. Die Kalsa war einst die befestige islamische Zitadelle, hier befand sich einst der Palast des Kalifen. Später bauten die großen Adelsfamilien ihre Paläste und Kirchen. Irgendwann wurde das Viertel zum Hort einiger Mafiafamilien. Jetzt ist es aber wieder im Aufschwung.
Die Piazza Marina mit ihren 200 Jahre alten, mächtigen Gummibäumen und den vielen Trattorien ist bis spät in die Nacht hinein belebt. Außerdem gibt es zahlreiche Buden die zum Fisch- und generell zum Streetfood Essen einladen.
Besonders beliebt sind unter den Streetfood-Spezialitäten die „Babbaluci“, so nennt man hier die kleinen Schnecken, die die Straßenhändler überall anbieten. Ganz besonderem zu einem Volksfest, dem von „Santa Rosalia“, das jedes Jahr Mitte Juli stattfindet.
Die Babbaluci werden in heißem Wasser gekocht und mit Petersilie und Knoblauch angerichtet. Gegessen werden sie besonders gerne während der Prozession von Santa Rosalia die von der Kathedrale bis hinunter zu Porta Felice führt. Am Ende gibt es ein spektakuläres Feuerwerk. Viele Palermitaner richten sie sich aber selber zu Hause her. Wobei es wichtig ist, sie schon einige Tage davor ins Wasser zu legen damit sie gründlich ausspülen. Kaufen kann man sie beim Gemüsehändler, der sie in großen Jutesäcken aufbewahrt. Vielleicht nicht jedermanns Sache, aber trotzdem interessant.