Archaischer Käser entlang der alten Hirtenroute

Wer die Adria liebt, aber nicht unbedingt den Trubel von Rimini und Riccione, der fährt in die Abruzzen: Francavilla al Mare und Vasto gehören zu den bekanntesten Urlaubsorten dieser Region, die im Norden an die Marche und im Süden an Apulien grenzt. Doch so sehr man sich auf Meer und Sonne gefreut hat, eine Abwechslung hie und da, ist dann auch willkommen. Und an an Angeboten mangelt es in dieser Region sicher nicht. Für den leidenschaftlichen Biker, der sein Rad auch gleich mitgenommen hat (ansonsten gibt es genügend Fahrradverleihe), ist es sicher interessant zu wissen, dass man auch entlang des südlichen Zipfels der Ciclovia Adriatica, dem Radweg der Triest mit der Apulischen Santa Maria di Leuca verbinden soll (http://www.bicitalia.org/it/bicitalia/gli-itinerari-bicitalia/131-bi6-ciclovia-adriatica), vorangekommen ist. Eine Route, die sich für den durchtrainierten Biker besonders empfiehlt, ist die von Pescara nach Termoli, insgesamt 63 Kilometer bei denen es rege auf und ab geht

Oder man geht auf kulinarische Entdeckungsreise. Aber aufgepasst, nicht in der nächsten Umgebung, und man hält auch nicht Ausschau nach Restaurants und Trattorie. Der (Tages) Ausflug führt nach Agnone knappe 80 Kilometer landeinwärts. Das Städtchen Agnone mit seinen 5 Tausend Einwohnern grenzt an Abruzzen, gehört aber schon zur Region Molise. In Agnone befindet sich die älteste Glockenfabrik der Welt und zwar die Glockengießerei Marinelli. Um das Jahr 1000 gegründet, gehört sie heute zu den wenigen die sich des päpstlichen Wappens rühmen dürfen.

In Agnone hat aber nicht nur die älteste Glockenfabrik ihren Sitz, hier sind auch Familie Di Nucci und ihre Käsefabrik zu Hause. Seit zehn Generationen stellen die Di Nucci ihren Käse her, gegründet wurde die Käserei 1662. Dreieinhalb Jahrhunderte sind seit dem verstrichen, die Herstellung der verschiedenen Käsesorten bleibt jedoch weiter, die aus anno dazumal. Daher auch der Spitzname „formaggi archeologici“, archeologische Käsesorten. Zur archaischen Produktion gehören „filo di mozzarella“, „caciocavallo“, und die berühmteste Käsesorte der Di Nucci, der „Manteca“, ein caciocavallo mit einem Herz aus Butter, einst eine urtümliche Aufbewahrungsform, als es noch keine Kühlschränke gab, heute eine himmlische Köstlichkeit.

 

Verwendet wird ausschließlich Milch aus der Bergregion Agnone und der angrenzenden Bergregion Alto Molise. Zuerst formt man einen Käseteig, aus dem dann zum Beispiel die Mozzarella gezogen wird. Das Prozedere des „Ziehens“ oder besser des „Spinnens“ erfolgt noch immer manuell, daher auch die unterschiedlichen Formen. Neben Rohmilch gehört auch Milchserum zu den Zutaten. Gär- und Konservierungsmittel werden stattdessen nicht verwendet.

Ein Museum http://www.caseificiodinucci.it/museo erzählt weiter die Geschichte der Käseherstellung in dieser Gegend, die einst zu den wichtigsten Erwerbsquellen zählte.

Und wenn man schon in der Gegend ist sollte könnte man auch einen Abstecher zur

Transhumanz- Hirtenrouten, die in unmittelbarer Nähe verläuft machen. Seit Jahrhunderten werden die Tiereim Frühling vom südlich gelegenen Apulien, in die höher gelegenen Almen der Region Basilicata, die an Molise grenzt, gebracht. Einst legten die Hirten zusammen mit ihren Herden diese 244 Kilometer lange Strecke, „Tratturo Magno“ genannt, zweimal im Jahr zu Fuß zurück. Heute werden die Tiere per LKW hin und her gebracht. Den „Tratturo Magno“ gibt es aber noch immer, und ob zu Fuß oder mit dem Rad, einen Ausflug in die wunderschöne und wilde Landschaft, die die Hirtenroute durchquert, lohnt sich allemal.

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