Fontanafredda: Weinbau wo einst der König liebte

Fontanafredda gehört zu den angesehensten Weingütern in der Langhe.  2017 wurde das  in der Gemeinde von Serralunga d’Alba gelegene Weingut  mit dem Wine Star Awards ausgezeichnet. Als europäisches Weingut des Jahres. Seinen Ursprung verdankt Fontanafredda dem italienischen König Vittorio Emanuele II. und dessen Liebe zur „Béla Rosin“. Erst bürgerliche Geliebte, später Ehefrau und Mutter zweier gemeinsamer Kinder. Ihr, deren richtiger Name Rosa Vercellana war, schenkte Vittorio Emanuele II. 1858  das Landgut Fontanafredda, machte sie zur Gräfin von Mirafiori und Fontanafredda und legte damit den Grundstein für das heutige Weingut.

8,5 Millionen Flaschen Jahresproduktion, darunter 78 Tausend Flaschen Barolo und damit einer der größten Erzeuger des bekannten Rotweins, mit einem Anteil von rund 6% an der Barolo-Gesamtproduktion: Das ist Fontanafredda in Zahlen. Die Verwendung autochthoner Hefen aus den eigenen Weinbergen, Zement- und Stahlbottiche zur Fermentation, Eichenholzfässer für den Reifungsprozess und eine Reduzierung der Verwendung von Sulfiten auf weit unter die per Gesetz zugelassenen Mengen. Flaschen und Weinetiketten aus Recyclingmaterial: Das ist die Philosophie hinter Fontanafredda. Gepaart mit einer immer stärkeren Ausrichtung auf natürlichen Weinbau, Biodiversität und Energieeinsparung, bis hin zur eigenen Bioweinlinie. Der Barolo Riserva oderder Barolo Lazzarito Vigna La Delizia gehörenunteranderemdazu.

Die Geschichte des heutigen Weinguts Fontanafredda ist eine durchaus wechselhafte. 1858 vom König für die damalige Geliebte als Geschenk erworben, später den gemeinsamen Kindern überschrieben und dann an die folgenden Erben weitergegeben, erlebte es den Aufschwung und entwickelte sich zu einem richtigen kleinen Dorf. Mit eigener Kirche, eigener Schule und einem regen gesellschaftlichen Leben unter den Angestellten. Immer gefördert durch die Conti di Mirafiori: Ein Weingut, eine Arbeit, eine Gemeinschaft. Bereits 1866 hatte der König seinen ersten Barolo-Weinberg gekauft. So richtig los gelegt mit dem Weinbau hat dann allerdings erst 1878 dessen Sohn, der Conte Emanuele Guerrieri di Mirafiori. Auf über 300 Hektar baute er Wein an und stellte dafür Lohnarbeiter ein; in der damaligen Zeit eine außergewöhnliche Sache. Fontanafredda wuchs und mit ihm der Erfolg. Die Blütezeit, so schreibt Lorenzo Tablino in einem Buch über die Geschichte des Weinguts, erlebte Fontanafredda Anfang des 20.Jahrhunderts unter Conte Gastone di Mirafiori und dessen Ehefrau Contessa Margherita.


Reblaus und Wirtschaftskrise führten Fontanafredda Ende der 1920er und Anfang der 1930er Jahre in den Konkurs. Das Weingut ging an die Bank Monte die Paschi di Siena, der Markenname an die Familie Gancia. Heute gehört der Weinbaubetrieb Fontanafredda Luca Baffigo Filangieri und  der Stiftung E. di Mirafiore von Oscar Farinetti, dem Gründer von Eataly, der von Slow Food gesponserten Lebensmittelkette. Baffigo und Farinetti hatte das Weingut 2008 der Bank abgekauft und auch den Markennamen erworben. Den Charakter eines Dorfes hat sich Fontanafredda bis heute erhalten und bezaubert die Besucher zuerst einmal rein optisch: Mit in warmen Erdtönen einheitlich gestrichenen Gebäuden, die in einer Parkanlage verteilt sind – ein romantischer Schwanensee inbegriffen. Und dann überzeugt Fontanafredda natürlich mit seinen Weinen. Angebaut werden vorwiegend die traditionellen Rebsorten wie Nebbiolo, Barbera, Dolcettound Moscato. Die Rotweine werden in Kellern aus dem 19. Jahrhundert ausgebaut. In Stahlbehältern und Eichenfässern. Bei Führungen durch den Weinkeller lassen sich nicht nur diese bestaunen, sondern gibt es auch allerlei Interessantes zu erfahren. Beispielsweise, dass Emanuele Alberto Löcher im Boden anlegen ließ, um den Wein per Schwerkraft möglichst schonend von einem Stockwerk ins andere zu bekommen. Oder dass der Wein einst in 50 Liter Rucksäcken von den Arbeitern durch lange Kellergänge zur Abfüllung transportiert wurde. Zum Weingut gehören unter anderem auch das Sterne-Restaurant Guido, ein Gästehaus, ein Hotel und ein Tagungszentrum und die Osteria del Vino Libero. Dort können die auf Fontanafredda ausgebauten Weine verkostet und einfache Gerichte verspeist werden und dort finden auch Buchpräsentationen, Theateraufführungen oder Lesungen statt.

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