Brot richtig zu backen ist keine einfache Sache, vor allem wenn es sich um das Brot von Matera handelt, ein Brot mit zwei Mal gemahlenem Gries aus Hartweizen, wovon Süditalien aus pedoklimatischen Gründen besonders reich ist.
Ausser der traditionellen Zutaten und Werkzeuge (Holzofen, grosse une kleine Mühlen u.a.), gibt es gibt auch weitere Elemente, die dieses Brot in Italien so berühmt gemacht haben.
Zum Beispiel die Stempel, mit denen jede lokale Familie das Teig gekennzeichnet hat, um diese vor dem Backen in öffentlichen Öfen unterscheiden zu können. Der Brotstempel ist ein kleines Objekt mit starken evokativen Elementen, ein Symbol der landwirtschaftlichen und Hirtenwelt. Der Brauch, das Brot zu bestemplen, blieb bis weit in den 70er Jahren des 20. Jahrhundert bestehen, und zwar nicht nur bei Matera, sondern im gesamten Bereich zwischen Neapel und Kalabrien.
Der aufgegengene Teig wurde mit einem Stempel aus Holz markiert, wo sich im unteren Teil die Anfangsbuchstaben des Familienoberhauptes befanden, das obere Teil dagegen aus einer symbolisch-dekorativen Figur bestand.
Ausser der praktischen Nützlichkeit, trug dieses Werkzeug auch eine starke symbolische Funktion. Die menschen- bzw. tierähnlichen Figuren des Griffes spielten glücksbringende Rhyten an, die mit der Fruchtbarkeit, mit dem Wohl der Familie und der Stärkung der Liebesbeziehungen in Verbindung standen. Kein ZUfall, dass diese Stempel ein beliebtes Geschenk beim Umwerben einer Frau war, der erste Schritt eines Mannes um ihr näher zu kommen. Der Stempel symbolisierte somit die Verpflichtung in einer Zukunft gemeinsam das Brot zu backen, also eine Familie zu gründen.
In Matera hat heute der ehemalige Informatiker Massimo Casiello diese alte Bauernkunst wieder ins leben zu rufen und hat eine Werkstatt in der Altstadt geöffnet. Wer diese Stadt besucht, sollte hier ein Souvenir kaufen!