Ai Fiuri de Tapo – Zum Essen auf die Insel

Avanti, avanti, la prua un po‘ più di là… auf auf, den Bug etwas mehr dorthin und dann mit dem Heck hier rüber; la poppa va lì!“, Andrea Barchiesi steht am Anleger vor seinem Restaurant Ai Fiuri de Tapo und weist die Gäste ein. Eine Mischung aus Pirat und Koch: Jeans, schwarzes T-Shirt mit Restaurantlogo, schwarzes Piratentuch auf dem Kopf, die Schürze umgebunden. Wer zum Essen hierherkommt, hat das Gefühl einen alten Bekannten zu treffen. Das Du gehört bei Andrea einfach dazu, seine Herzlichkeit ist ansteckend. So einnehmend der Gastgeber, so besonders der Ort. Wer ins Ai Fiuri de Tapo möchte, braucht entweder ein eigenes Boot oder muss ins Wassertaxi steigen.

Rund eine halbe Bootsstunde von Grado entfernt, mitten in der Lagune auf der Insel Anfora, hat sich Andrea sein kleines Paradies geschaffen: Ein ursprünglich-rustikales Fischlokal mit Spezialitäten aus der Lagune und einem eigenen Valle di Pesca: Eine durch Dämme und Kanäle abgegrenzte Wasserwelt, deren Wasserstand durch Schleusen geregelt wird und in der die Strömungen der Gezeiten sowie spezielle Gitter und Netze zum Fischfang eingesetzt werden. Wolfsbarsch und Goldbrasse kommen ebenso auf den Teller wie Aal. Die Fischgerichte sind die Spezialität von Andrea, auch wenn das Fleisch, das er serviert, mindestens genauso gut schmeckt. Serviert wird an mit Bootslack wetterfest gemachten Biergarnituren. Rustikal, nicht ganz billig, aber unheimlich lecker.

„Das hier ist ein Fleckchen Erde, wo du dein Herz verlierst“, schwärmt Andrea und erzählt: „Ich liebe von Kind auf das Meer, die Fischerei und die Jagd“. Vor ein paar Jahren hat der gelernte Maurer seinen Beruf an den Nagel gehängt, das Valle di Pesca und etwas Land darum herum gekauft und, gemeinsam mit seiner Frau Ornella, in nur fünf Monaten ein Wohnhaus mit angrenzender Gastroküche, überdachter Terrasse und Freisitz gebaut. Von April bis Oktober bewirtet Andrea seine Gäste. Er und Ornella bleiben das ganze Jahr über auf der Insel. Der Strom kommt aus einem Generator, das Wasser aus dem eigenen Brunnen. „Der ist 180 Meter tief und das Wasser hat meistens eine Temperatur von um die 27 Grad“, erklärt Andrea während er die Vorspeise serviert: Pizza Marinara aus dem eigenen Holzofen, gefolgt von Fritto Misto. Die knusprig frittierten Garnelen und kleinen Tintenfische sind ein Genuss. Ebenso die Zucchini und Auberginenstreifen, die das Fritto Misto abrunden. Danach empfiehlt Andrea Spaghetti mit Langusten und gegrillten fangfrischen Fisch. Und irgendwann, nach reichlich Fisch, Wein und Grappa, kommen noch ein hausgemachtes Tiramisu und der obligatorische Espresso auf den Tisch.

Zwischen den einzelnen Gängen bleibt genug Zeit, Andrea mit Fragen zu löchern. Bereitwillig erzählt er, dass er lange nach einem passenden Namen für sein Fischlokal gesucht habe und schließlich auf Fiuri di Tapo gekommen wäre, weil das eine ganz typische Pflanze der Lagune sei. Mit ihren kleinen blau-violetten Blüten verwandle die niederwüchsige Pflanze – auf Latein Limonium serontinum – am Ende des Sommers die Salzwiesen in Blütenteppiche. Man merkt Andrea die Begeisterung für die Lagune an, auch wenn er erklärt er, dass die Valli di Pesca eine typische Tradition in der Lagune sind und zum Fischfang und zur Fischzucht genutzt werden, aber auch zur Entenjagd. Fast wie ein eigenes kleines, von Menschenhand im Einklang mit der Natur gesteuertes, Ökosystem.

Mittlerweile ist es spät geworden und die meisten Gäste haben per Boot wieder den Heimweg angetreten. Nur zwei Hausbootbesatzungen machen davon Gebrauch, dass wer mit dem eigenen Boot zum Essen zu Andrea kommt, auch über Nacht am lokaleigenen Anleger festmachen kann. Strom und Wasser wie in den umliegenden Häfen gibt es hier zwar nicht, dafür aber Lagunenromantik mit unzähligen Wasservögeln sowie einen uneingeschränkten Blick auf die einzigartige Lagunenlandschaft und am nächsten Morgen vor der Abfahrt noch einen Espresso von Andrea.

Ai Fiuri de Tapo, Valle Francamela, 34073 Grado, +39 347 5008284

April bis Oktober ganztägig

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