Sollten Sie (Glückliche/r) noch eine Urlaubswoche planen, dann wäre das hier vielleicht etwas für Sie. Eine Reise nach Sizilien und noch gezielter, von Catania, Siziliens zweitgrößter Stadt, rund um den Ätna, Europas größten noch aktiven Vulkan. Die milderen Temperaturen wären bestens dazu geeignet eine Tour bis hinauf zum Gipfel zu unternehmen, um direkt in Hephaistos Schmiede hineinzublicken und von 3.350 Meter Höhe, den Blick bis hinunter zum türkisblauen Meer schweifen zu lassen.
Oder Sie gehen es gemütlicher an und lassen sich von der Circumetnea rund um den Vulkan fahren. Die Circumetnea, von den Heimischen auch „Littorina“ genannt, ist die letzte noch in Betrieb stehende Schmalspurstrecke eines Eisenbahnnetzes, das einst die ganze Insel umspannte. Diese Trasse war 1895 vor allem für die Bauern der Region eröffnet worden. Sie verläuft im Schatten des nördlichen Ätna-Hanges und misst von Catania nach Riposto, den Endhaltestellen, 114 Kilometer. Zischend und quietschend schlängelt sie sich bis zu 922 Meter Höhe zur Gemeinde Maletto hinauf. Knappe vier Stunden dauert die Fahrt und ist für all jene, die die Landschaft entspannt genießen wollen, eine empfehlenswerte Alternative zum Auto.
Dass hier die Götter, und zwar nicht nur im Inneren des Vulkans tätig waren, beziehungsweise noch immer sind, denn der Ätna veranstaltet immer wieder sein Feuerwerk, das wussten schon die Alten Griechen, die über diese, von der Vulkanasche gedüngten Erde, ganz entzückt war.
Wie die Einheimischen immer wieder betonen, braucht hier nur ein Samen auf die Erde zu fallen und schon schießt ein Baum heraus. Deswegen war und ist die Landwirtschaft bis heute ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Trotzdem verließen immer mehr Sizilianer dieses Stück Erde, suchten sich im Norden Italiens oder noch weiter, im Ausland eine neue Zukunft.
Doch seit ein paar Jahrzehnten ist ein Wandel im Gang. Immer mehr, vornehmlich junge Leute, beschließen hier zu bleiben oder zurückzukommen, fest entschlossen den Schatz, den ihnen die Götter vor die Haustüre gelegt haben, endlich zu nutzen.
Und zwar auf nachhaltige und Qualität fokussierte Weise. So ist zum Beispiel um den Ätna ein „kleines Burgund“ entstanden. Schauen sie doch einmal aus dem Fenster der Circumetnea. Wohin der Blick auch schweift, überall terrassierte Weinhänge. Früher ging es um die Menge. Die sizilianischen Weine dienten vornehmlich dazu die norditalienischen aufzupäppeln. Das ist heute nicht mehr so.
Eine Weintour wie sie hier viele Winzer anbieten führt sie in eine Geschmackswelt die ihresgleichen sucht. Was wiederum viel mit den autochthonen Rebsorten zu tun. Zwar gibt es hier auch die internationalen Rebsorten Chardonnay und Sauvignon, doch das eigentliche Markenzeichen der hiesigen Prädikatweine sind die autochthonen Reben: Catarratto und Carricante für die Weißweine, Nerello Mascarese und Nerello Cappuccio für die Rotweine.
Heute tummeln sich an die 170 Winzer entlang der Ätna-Hänge. Alles was Rang und Name besitzt hat sich zwischen Randazzo, Sollicchiata und Castiglione die Sicilia, dem Herzen dieses kleinen Burgunds angesiedelt: Firriato, Cottanera, Planeta, Cantine Russo, TornatoreVivera, Tenuta delle Terre Nere, Terrazze dell’Etna um nur die bekanntesten zu nennen. Wer will kann auch die Zugtour „Strade del Vino dell’Etna“ unternehmen (https://www.stradadelvinodelletna.it/treno-vino-etna/).
Ein anderer Tipp, um sich ein Bild der hiesigen Weinproduktion zu machen, wäre in Castiglione die Sicilia anzuhalten. Der Ort gehört zu dem Verband „Borghi più belli d’Italia“ (schönsten Ortschaften Italiens). Und in der Tat lohnt sich ein Besuch, dieser auf einer Felsnase eingenisteten Ortschaft, ein Spaziergang durch die verwinkelten Gassen, die bis hinauf zu den Ruinen eines normannischen Schlosses führen.
Und sollten Sie den Ratschlag wahrnehmen, dann machen Sie auf jeden Fall bei der Vinothek Vinis Halt. Verpassen kann man sie auf keinen Fall. Sie befindet sich in einer kleinen Gasse gleich beim Hauptplatz. Bei Schönwetter stellt Salvatore Giardina, auch einer, der nach einiger Zeit zurückgekehrt ist, die Tische direkt auf die Gasse. An der Hauswand hat er Regale angebracht, auf denen Weinflaschen, wohlgemerkt leere, stehen. Die Etiketten weisen auf Prädikatweine aus aller Welt, die gefragtesten bei ihm bleiben aber die einheimischen. Dazu werden Produkte aus der unmittelbaren Gegend serviert. Besonders empfehlenswert sind die Käse- und Salamiplatten, oder die mit Mutterhefe und frischem Quark zubereitete Pizza. Ein Traum.